4 Tage Inka Trail nach Machu Picchu, ein Erfahrungsbericht

Endlich, der Inka Trail nach Machu Picchu! Und was hatten wir für ein Glück mit dem Wetter während unserer Wanderung über 600 Jahre alte Pflasterstraßen auf dem Inka Trail nach Machu Picchu! In jene sagenumwobene weltberühmte alte Stadt der Inka mitten im peruanischen Bergland auf 2.500 Metern Höhe. Für mich war es wirklich die Erfüllung eines Traumes dort einmal hin zu gelangen. Bei meiner ersten Reise nach Peru vier Jahre zuvor war Machu Picchu nach schweren Regenfällen mit Überschwemmungen nicht zugänglich gewesen. Diesmal sollte ich mehr Glück haben.

Los geht es auf dem Inka Trail nach Machu Picchu

Vier Tage dauert die Wanderung auf dem klassischen Inka Trail, wobei man den letzten Tag bereits am Ziel in Machu Picchu verbringt. Es existieren noch weitere Wege, aber wir entschieden uns für das Original. Ohne Tourguide und eine Gruppe Träger darf man die Wanderung nicht antreten. Die Plätze sind begrenzt, um den Weg nicht zu überlasten. Deshalb ist es notwendig, einige Zeit im voraus zu buchen. Jetzt zur Regenzeit war dies kein großes Problem, aber in der Hauptsaison sollte man sich schon einige Monate zuvor darum kümmern. Weil wir zu fünft waren, haben wir uns keiner größeren Gruppe angeschlossen, sondern buchten als eigene Gruppe.

Es erschien uns unglaublich, aber neben unserem Guide Edgar gingen sage und schreibe elf Träger mit uns auf die Tour! Ihre Aufgaben sind es, das schwere Gepäck zu tragen, die Zelte auf- und abzubauen sowie sich um die Verpflegung zu kümmern. Sie erinnern an die Sherpas im Himalaja, auch was die Fitness in der Höhe angeht im Vergleich zu uns Tieflandnasen. Das rohe Outdoor-Erlebnis wird so natürlich ein wenig zu einer Luxus-Geschichte. Klar, man schläft trotzdem im Zelt und den anstrengenden Weg muss man immernoch allein gehen, aber alles, was sonst strapaziös werden könnte, wird einem unweigerlich abgenommen. Die Träger unserer Gruppe gehörten alle derselben einheimischen Kommune an. Mit der Arbeit auf dem Inka Trail können sie für ihre Familien etwas dazu verdienen. Fast alle sprachen kein Spanisch, sondern Quechua.

Am Anfang des Inka Trail nach Machu Picchu
Die ersten Schritte auf dem Inka Trail

Die Wanderung auf dem Inka Trail – Tag 1

Am Vortag zu unserem Start lernten wir bereits unseren Guide Edgar kennen, der uns in unserem Hostel auch ein Briefing gab zur anstehenden Tour. Ich erlebte diesen Tag mit völlig verschleimten Nebenhöhlen und hoffte, dass mich die abendliche Suppe im höchsten Pub der Welt in Cusco bis zum nächsten Tag wieder fit kriegen würde. Wir packten unsere Tagesrucksäcke, das große Gepäck konnten wir für die nächsten Tage im Hostel lassen.

Am nächsten Tag wurden wir um 6 Uhr morgens vom Hostel abgeholt. Dank Suppe und Antibiotika ging es mir einigermaßen. Der Bus schepperte uns zwei Stunden lang bis zum offiziellen Startpunkt des Inka Trails. Eine halbe Stunde mussten wir dort noch am Eingang Schlange stehen, bis es endlich los ging. Es regnete noch nicht, aber der eine oder andere Schauer sollte sich noch einstellen im Laufe des Tages. Die ersten Wanderstunden durch halbzivile Berglandschaften verliefen noch einigermaßen gemütlich. Es gab auch noch kaum einen Anstieg. Unserem Guide Edgar schien das Regenwetter nichts auszumachen, er war dagegen lediglich gewappnet mit einem Fleece-Jäckchen und einem Regenschirm. Am Abend wurden unsere Zelte innerhalb eines kleinen Bauernhofs aufgestellt. Zum ersten Mal lernten wir die tollen – und eigentlich für eine Wanderung völlig übertriebenen – Kochkünste der Träger kennen. Jeden Abend wurden drei Gänge kreiert und an diesem ersten Abend sogar noch dazu eine extra Torte für unser Geburtstagskind Andy!

Ruine der Inka auf dem Inka Trail nach Machu Picchu

Die Wanderung auf dem Inka Trail – Tag 2

Am zweiten Tag war es vorbei mit gemütlichem Spazierengehen. Wir wurden um 5 Uhr geweckt mit frisch gebrühtem Coca-Tee. Und dann kam der Weg nach oben. Der Aufstieg um 1.200 Höhenmeter bis auf den Dead Woman’s Pass mit 4.215 Metern verlangte uns wirklich alles ab. Und warum die Inka, die eher von kleinerer Statue waren, immer so riesengroße Stufen bauen mussten, wird sich mir nie erschließen. Fünf Stunden lang quälten wir uns in der Höhenluft Stufe um Stufe nach oben. Während wir hechelten wie ein Haufen 100jähriger, joggte unser Trupp Träger locker an uns vorbei, um am Ziel der Etappe fertig aufgebaute Zelte und warmes Essen vorzubereiten. Auch unser Guide schwebte leichtfüßig den Weg entlang. Als wir über den Pass waren folgten noch zwei weitere Stunden Abstieg bis zum Camp. Gnädigerweise regnete es den ganzen Tag nicht. Denn immerhin war grade Regenzeit und es hätte problemlos vier Tage lang durchschiffen können. Die Aussicht vom Pass zeigte sich aber eher in Wolken. Während wir am Ziel erstmal zwei Stunden nur noch rumsaßen ohne uns zu bewegen, kochten die Träger wieder drei Gänge. Als Nachtisch – kein Witz – gab es Birne in Rotweinsoße…

Träger (Porters) auf dem Inka Trail nach Machu Picchu
Träger auf dem Inka Trail

Die Wanderung auf dem Inka Trail – Tag 3

Wir wurden wieder um 5 Uhr mit Coca-Tee geweckt. Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet, doch wie per Knopfdruck stoppte der Regen fünf Minuten nach dem Aufwachen, um sich bis zum Abend nicht mehr einzustellen. Nach den ersten 1,5 Stunden Aufstieg eröffnete sich die spektakulärste Aussicht der gesamten Wanderung. Ein umwerfendes Bergpanorama auf ferne 6.000er! Und weil unsere Gruppe als erstes gestartet war, waren wir auch die ersten, die diesen Ausblick ganz allein genießen konnten, bevor sich die Berge bereits wieder begannen in Wolken zu hüllen. Weiter ging es mit langen Wanderstunden durch triefenden Nebelwald und entlang mysteriöser alter Inkastätten zum letzten Lager. Abwärts fielen uns die Stufen wesentlich leichter und es machte großen Spaß, als wir versuchten das Tempo der Träger mitzuhalten (die im Gegensatz zu uns natürlich immernoch mit dem schweren Gepäck unterwegs waren). Das letzte Lager wurde 5 Minuten vor dem Eingang nach Machu Picchu aufgeschlagen.

Aussicht auf die Anden auf dem Inka Trail
Aussicht auf dem Inka Trail
Terrassierte Hänge in Hochland von Peru
Terrassierte Hänge in Hochland von Peru auf dem Inka Trail

Die Wanderung auf dem Inka Trail – Tag 4 – Machu Picchu

Am letzten Tag wurden wir um 3 Uhr morgens geweckt, Frühstück gab es nicht. Stattdessen packten wir zusammen und gingen weiter zum Eingang nach Machu Picchu, wo wir bis 5:30 Uhr ausharrten und warteten, dass das Tor geöffnet wurde. Nur so kann man es umgehen, lange Schlange stehen zu müssen.

Auf meinen beiden Peru-Reisen habe ich so manche Ruine der Inka besucht, das geheimnisvolle Machu Picchu aber lässt doch alle anderen ziemlich alt aussehen. Allein schon die Lage ist unglaublich, die spektakuläre Baukunst der Inka tut ihr übriges. Nachdem am Morgen noch alles in tiefer Nebelsuppe lag, klarte es im Lauf des Vormittags auf und mit geheimnisvollen Nebelschwaden zeigte sich die atemberaubende alte Stadt in ihrer ganzen Pracht. Edgar, unser Guide, erfüllte seine letzte Pflicht mit einer Führung durch die Ruinenstadt. Michi, Markus und ich taten uns nochmal 300 Höhenmeter Stufen an und kraxelten auch noch auf den Wayna Picchu – jenen Kegelberg, der jedes Postkartenbild von Machu Picchu erst komplett macht. Von oben hatte man eine geniale Aussicht auf die alte Stadt, welche diese letzte Strapaze auf jeden Fall wert war.

Den Weg in die Stadt Aguas Calientes legt man meist per Bus zurück. Aber starke Regenfälle hatten einen Erdrutsch verursacht und Busse fuhren infolgedessen nur wenige. Deshalb machten wir auch den Weg nach Aguas Caliente noch zu Fuß. Von dort ging es per Zug und Bus zurück nach Cusco.

Machu Picchu, das Ziel des Inka Trails in Peru
Machu Picchu
Alpakas in Machu Picchu

Der Inka Trail nach Machu Picchu – Lohnt es sich?

Der klassische Inka Trail gehört zu den bekanntesten Wanderungen der Welt. Die Begrenzung der Besucherzahlen und die Vorgabe nur mit Guide und Trägern auf den Weg zu dürfen, ist definitiv sinnvoll, um die Wege und die umliegende Natur zu schützen. Ich kann aber absolut nachvollziehen, wenn erfahrene Wanderer, die auch mit der Höheluft wenig Probleme haben, unter diesen Voraussetzungen den Inka Trail nicht begehen möchten. Auch uns ging die Betreuung bisweilen zu weit, obwohl wir im Endeffekt ehrlicherweise dafür sehr dankbar waren. Denn mit schwerem Gepäck hätten wir die Tour definitiv nicht in drei Tagen geschafft, vielleicht auch einfach gar nicht. Vor allem aber was das Essen angeht, wären wir auch mit weitaus einfacherem zufrieden gewesen. Aber Guide Edgar meinte dazu nur schulterzuckend, dass es eben genug “Kunden” gäbe, welche die drei Gänge am Abend erwarteten.

Allein unterwegs ist man auch nicht unbedingt auf der Tour, denn jeden Tag sind viele verschiedene Gruppen unterwegs, mitunter auch sehr extrovertierte Wanderer, die an jeder Kurve laut rausbrüllen müssen, dass sie wieder ein paar Höhenmeter geschafft haben. In den Camps verteilte es sich aber gut und wir wurden von unserem Guide jeden Tag so früh geweckt, dass wir oft einen Vorsprung hatten vor den anderen.

Gelohnt hat sich auf jeden Fall die Wanderung selbst durch die unwirklichen Höhenlagen, die wolkenverhangenen Nebelwälder, vorbei an Ruinen und terrassierten Hängen, in der Ferne die schneebedeckten 6.000er. Und das Ziel: Machu Picchu. Welch berauschend schöner Ort! Es ist ein schönes Gefühl, sich dieses Highlight Südamerikas erwandert zu haben. Nun waren Michi und ich auch bereit für noch größere Höhen: die Besteigung des Vulkans Cotopaxi in Ecuador.

(Erstveröffentlichung: Dienstag, 14.01.2014)

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