Schwanger nach Namibia? Ein Fernreiseziel für Schwangere

Schwanger nach Namibia? Ist das nicht zu heiß, zu anstrengend, der Flug zu lang? Für eine Fernreise als Schwangere fallen einem viele Bedenken ein. Hier findet Ihr die Gründe warum ich den Roadtrip durch Namibia trotzdem gewagt habe und was Namibia zu einem guten Fernreiseziel für Schwangere macht (und was nicht).

Schwanger nach Namibia, Schwangere im Sossusvlei

Vor allem während der ersten Schwangerschaft machen sich wahrscheinlich die meisten werdenden Eltern viele Gedanken darum, was erlaubt ist oder nicht, um dem kleinen Leben im Bauch nicht zu schaden. Uns ging es nicht anders. Aber auf der anderen Seite musste ich auch viel an die Worte meines Gynäkologen denken: „Sie sind schwanger, nicht krank. Es gibt keinen Grund sich völlig in Watte zu packen.“

Das sagte er mir, als ich vor ihm saß, um eine mögliche Reise nach Namibia während meiner Schwangerschaft mit ihm zu besprechen. Ich würde dann in der 25. Woche sein.

Sofern also im Einzelfall keine besonderen Risiken vorliegen, ist eine Schwangerschaft kein Grund nicht zu verreisen. Mir selber war klar, dass sich das Reisen mit Kindern verändern würde. Das war einer der Gründe, warum ich die Reise nach Namibia gern durchziehen wollte. Außerdem ging es mir während meiner ersten Schwangerschaft hervorragend, nachdem die Übelkeit der ersten Wochen verschwunden war, und ich fühlte mich absolut fit.

Warum also wählten wir Namibia als Reiseziel für unsere vorerst letzte Fernreise? Hier kommen die Gründe:

Gute Erreichbarkeit Namibias ab Deutschland und der Schweiz

Namibia wird von den großen deutschen Flughäfen (in unserem Fall Frankfurt a.M.) und auch von Zürich direkt angeflogen. Der Flug dauert gute zehn Stunden und weil Namibia nur eine Stunde Zeitverschiebung hat, muss man sich nach der Ankunft nicht tagelang mit einem Jetlag herumquälen. Sehr angenehm als Schwangere!

Schwanger  nach Namibia – Welches Risiko besteht für Malaria, Zika und andere Infektionskrankheiten?

Infektionskrankheiten sind für mich ein extrem wichtiges Thema bei der Wahl eines Reiseziels als Schwangere. In Namibia gibt es kein Zika-Virus, was für Schwangere bzw. das Ungeborene ein besonderes Risiko darstellt. Auch für eine Infektion mit dem Dengue-Fieber besteht in Namibia nur ein sehr geringes Risiko.

Nicht ganz so einfach ist es mit Malaria, denn diese gefährliche Infektionskranktheit ist in Namibia durchaus präsent. Von einer Malaria-Prophylaxe für Schwangere wird grundsätzlich abgeraten.
Allerdings besteht nicht in allen Teilen Namibias ein hohes Risiko für Malaria, weil die übertragenden Mücken nicht in jedem Klima gleich aktiv sind. Zudem spielt auch die Jahreszeit eine Rolle.
Wir vermieden bei unserer Reiseplanung für Namibia die Gebiete mit hohem Malariarisiko. Das ist der Norden und Nordosten des Landes, also alle Gebiete nördlich des Etosha Nationalparks und in Richtung der Nachbarländer Botswana, Angola und Sambia. Deshalb konnten auch die berühmten Viktoria Wasserfälle und das Okavango Delta nicht Teil unserer Reise sein.

Namibias Hauptstadt Windhoek, die Küste und die Wüste Namib, wo wir die Hälfte der Reisezeit verbrachten, gelten als malariafrei. Einige Bedenken hatte ich aber nach wie vor wegen der geplanten Tage im Etosha Nationalpark. Für diesen gibt das Auswärtige Amt nämlich ganzjährig ein mittleres Risiko für Malaria an. Nach langer Überlegung entschieden wir uns dafür, nach Etosha zu fahren und ganz besonders auf den Mückenschutz zu achten. Letztlich aber sahen wir – womöglich aufgrund des Winters im August und der bereits sehr lange anhaltenden Trockenheit in Namibia – auf unserer gesamten Reise keine einzige Mücke.

In Namibia besteht außerdem ein gewisses Risiko für weitere Infektionskrankheiten wie Anthrax oder Cholera. Reisende, die sich nicht in Armenvierteln aufhalten, sind hiervon aber in der Regel nicht betroffen.

Um Durchfallerkrankungen vorzubeugen, gilt in Namibia der übliche Leitsatz „wash it, peel it, cook it or forget it“. Unser Essen nahmen wir aber meistens in den Unterkünften oder Restaurants zu uns, wo wir diesen Grundsatz automatisch einhalten konnten.

Generell kann ich hier natürlich nur meinen Informationsstand zum Zeitpunkt unserer Reise wiedergeben. Eine ärztliche Beratung ist auf jeden Fall wichtig vor der Reisebuchung, alle aktuellen Infos zu Gesundheits- und Sicherheitsrisiken findet man immer auf der Seite des Auswärtigen Amts.

Thrombosegefahr für Schwangere auf langen Flügen oder Fahrten

Ernst nehmen sollten Schwangere ihr erhöhtes Risiko für Thrombosen. Allerdings ist es auch ein Risiko, dem man gut entgegenwirken kann. Mein Arzt verschrieb mir für den Hin- und Rückflug von etwa 10 Stunden jeweils eine Thrombose-Spritze zur Selbstanwendung.
Alternativ sind auch Thrombose-Strümpfe sehr wirksam. Es sollte auf jeden Fall mit dem Gynäkologen bzw. der Gynäkologin besprochen werden, wie man im Einzelfall vorbeugen kann. Zusätzlich ist es empfehlenswert, auch im Flugzeug immer wieder mal aufzustehen und die lahmen Glieder soweit möglich zu bewegen. Dann kann das Risiko für eine Thrombose minimiert werden.

Erhöhtes Risiko für Thrombosen besteht auch auf langen Autofahrten. Durchaus ein relevantes Thema für eine Reise als Schwangere, denn bei einem Roadtrip durch Namibia vergeht zwangsläufig viel Zeit auf der Straße. Häufig liegen lange Strecken zwischen den einzelnen Ortschaften. Während der täglichen Fahrten haben wir deshalb immer darauf geachtet, viele Pausen einzulegen. Spätestens nach zwei Stunden habe ich mir immer die Füße vertreten und dabei auch die Landschaft genossen.

Namibia – Medizinische Versorgung

Auf alles vorbereitet sein kann man nie. Deshalb ist es vor jeder Reise wichtig, sich zu informieren, wohin man sich im Notfall wenden kann und wie die medizinische Versorgung am Reiseziel aussieht.

In Namibia existieren mehrere private Krankenhäuser mit europäischem Standard in den bedeutenden Städten wie Windhoek, Walvis Bay und Swakopmund. Manche besitzen auch eine Frühchenstation, hier macht es Sinn sich im Voraus zu informieren welche das sind.

Das ohnehin sehenswerte Swakopmund war Teil unserer Route in Namibia. Alle anderen Ziele auf unserer Reise lagen höchstens fünf Autostunden von einer der beiden großen Städte entfernt. In einem absoluten Notfall wäre dies mit dem Auto natürlich immernoch zu weit, aber irgendwo muss jeder und jede für sich selbst die Grenze ziehen, welche Risiken man auf Reisen direkt abgedeckt haben möchte.

Essentiell ist außerdem – wie immer auf Fernreisen – eine gute  Auslandskrankenversicherung mit Rückholoption.

Namibia – die beste Reisezeit für Schwangere

Wir reisten im August nach Namibia, also flogen wir in den dortigen Winter bzw. die Trockenzeit. Das war perfekt, um schwanger nach Namibia zu reisen. Die Temperaturen waren angenehm um die 20 – 25° Celsius am Tag, ohne drückende Hitze. Mitunter landet man so als Schwangere also in einem angenehmeren Klima als im mitteleuropäischen Hochsommer. Regentage sind zu dieser Jahreszeit in Namibia extrem selten. Lediglich in der Nacht kann es empfindlich abkühlen, vor allem in der Wüste Namib sinkt das Quecksilber dann auf einstellige Werte.

Die Trockenzeit (Juni bis Oktober) eignet sich auch am besten für die Wildtierbeobachtung, weil die Tiere sich dann am ehesten an den Wasserlöchern versammeln.

Namibias Straßen – Über Schotter und Stein als Schwangere?

Nur ein Teil von Namibias Straßennetz ist asphaltiert. Das sollten Schwangere durchaus bedenken, denn die langen Fahrtstrecken über Schotterstraßen sind so nicht unbedingt angenehm. Es hoppelt und rumpelt eigentlich fast die ganze Zeit und man kommt so auch nicht wirklich schnell vorwärts.
Meine Bedenken, ob viel Geholper dem Baby schaden könnte, hat mein Gynäkologe allerdings schulterzuckend beiseite gewischt.

Nicht ganz außer Acht lassen sollte man aber auch die allgemeine Verkehrssicherheit in Namibia. Zum Beispiel passieren immer wieder Unfälle, wenn Wildtiere auf die Straße rennen. Vor allem Touristen kommen mit den Schotterstraßen in unvorhergesehen Situationen wohl oft nicht zurecht. Zumindest war Namibia das bisher einzige Land, wo wir an einer Sicherheitsunterweisung teilnehmen mussten, bevor uns der Mietwagen übergeben wurde.

Fazit – Schwanger nach Namibia?

Vieles spricht für Namibia als Fernreiseziel für Schwangere. Das Land im afrikanischen Süden ist per Direktflug zu erreichen, relativ einfach zu bereisen und viele der touristisch interessanten Gebiete – die Wüste Namib oder die Küstenregion um Swakopmund – bergen kein oder nur ein sehr geringes Risiko für Malaria oder andere Infektionskrankheiten. Außerdem reist man je vor allem während unserer Sommermonate in ein angenehmes Klima. Auch die medizinische Versorgung erfüllt zumindest in den großen Städten einen guten Standard, ein sehr wichtiges Kriterium wenn man schwanger nach Namibia reisen möchte.

Allerdings sollte die Route “schwangerengerecht” geplant und die Malariagebiete vermieden werden. Minuspunkte können aber die Schotterstraßen, die mitunter großen Entfernungen von den Städten und das allgemeine Verkehrsrisiko darstellen.

Auf jeder Reise als Schwangere bleibt aber natürlich ein Restrisiko. Vorzeitige Wehen, Blutungen etc. lassen sich nie ganz ausschließen. Die Entscheidung für eine solche Reise bleibt deshalb immer individuell und sollte im Vorfeld gut überlegt sein.

Die Details unserer Rundreise für das Schwanger-nach-Namibia-Abenteuer findet Ihr hier.
Viele Fotos gibt es in meiner Fotogalerie Namibia.

Disclaimer:
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der medizinischen Informationen sowie eine Haftung für eventuell eintretende Schäden kann nicht übernommen werden. Alle Angaben sind abhängig von den individuellen Reiseverhältnissen zu sehen und ersetzen nicht die ärztliche Konsultation sowie eine eingehende medizinische Beratung.

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