Wie mit Kleinkind reisen? – Auto, Flugzeug oder Bahn?

Lesedauer 6 Minuten

Es ist toll mit Kleinkind zu reisen und neue Orte zu erkunden. Aber irgendwie muss man auch immer erstmal ans Ziel kommen. Egal ob im Flugzeug, im Auto oder mit der Bahn – Bewegungsdrang, Langeweile oder Aufregung können leicht für schlechte Stimmung sorgen. Mit welchem Verkehrsmittel reist es sich mit Kleinkind am entspanntesten?

Mit Kleinkind reisen im eigenen Auto – praktisch, günstig, laaangweilig

Die Vorteile vom Reisen mit dem Auto liegen auf der Hand: die Reisezeiten sind flexibel, man kann Pausen einlegen so oft man möchte, je nach Fahrzeug kann man mehr Gepäck mitnehmen als im Flugzeug. Vor Ort muss man keinen fahrbaren Untersatz für Ausflüge mieten. So sind Reisen mit dem eigenen Fahrzeug oft günstiger als Flugreisen.

Der wesentliche Nachteil bei Reisen mit Kleinkind im eigenen Auto liegt für mich in der Auswahl der Reiseziele. Es soll ja kleine Kinder geben, die im Auto recht zufrieden sind oder viel schlafen. Auf meine aber trifft das nicht zu. Drei Stunden Fahrt an einem Tag haben wir für uns als Maximum herausgefunden. In Ausnahmen können es mal vier werden, aber alles darüber wird verdammt anstrengend. Und auch nach den drei Stunden bin ich oft schon völlig erledigt für den restlichen Tag.

Kein weltbewegend kreativer Tipp, aber hier kommt er trotzdem: Für längere Fahrten am besten den Mittagsschlaf nutzen. Aber bei uns dauert der selten länger als eine Dreiviertelstunde, weshalb viel wache Fahrtzeit übrig bleibt. Schon oft hab ich mich hinten in die Mitte gequetscht, um die beiden mit Snacks und Unterhaltung bei Laune zu halten. Aber das ist je nach den Ausmaßen von Fahrzeug, Kindersitzen und der eigenen Anatomie auch nicht für jeden eine Option. Alles Bespaßen und jeder Snack verliert aber ohnehin irgendwann seine Wirkung. Nichtmal Videos auf dem Smartphone können nach drei Stunden noch etwas retten. Dann wird nur noch gejammert und geschimpft.
Man könnte jetzt sagen, dass es dann eben Zeit wird für eine lange Pause. Allerdings hilft das bei uns auch nicht. Auch Stunden später hat niemand mehr Lust sich wieder in seinen Sitz zu quetschen. Und eine Fahrt durch die Nacht? Kann klappen mit Kindern, die gut schlafen. Ich erinnere mich aber nur ungern an unsere Rückfahrt von Kroatien, während der unser damals 2jähriger stündlich weinend wach wurde. Für uns also nicht unbedingt eine gute Idee.

Wir wohnen im Stuttgarter Raum, kommen also mit Fahrtetappen von 3 Stunden zum Beispiel zu Zielen im Schwarzwald und Allgäu, in die nördliche Schweiz, nach Vorarlberg oder ins östlichste Frankreich. Alles sehr schöne Orte. Aber alle noch ziemlich weit weg vom Meer, das ich nunmal sehr liebe und wo ich schon allein für meinen Seelenfrieden immermal hin muss. Und nur selten haben wir Zeit für viele Reiseetappen, mit denen man eine weite Strecke aufteilen könnte. Für uns bleibt also – wenn es weiter weg gehen soll als im 3-Stunden-Radius – oft nur das Flugzeug.

Zusammenfassung: Reisen mit Kleinkind mit dem Auto – Vor- und Nachteile

+ Flexibilität beim Reiseziel
+ Flexibilität beim Gepäck
+ Pausen während der Fahrt jederzeit möglich
+ Fahrzeug am Zielort
+ oft günstiger als Flugreisen
+ kein Stress am Flughafen mit Check-in, Sicherheitskontrolle etc.

– weiter entfernte Ziele in der verfügbaren Zeit meist nicht erreichbar
– längere Fahrten ziemlich anstrengend für Kleinkind, das sitzen bleiben muss

Fliegen mit Kleinkind – Warten, warten, fliegen, warten

Fliegen ist in der Regel teurer als eine Fahrt mit dem Auto, erst recht zu Hauptreisezeiten. Neben dem Fliegen selbst kommen Parkgebühren am Flughafen dazu, manchmal Transportkosten zur Unterkunft oder ein Mietwagen am Zielort. Außerdem muss man natürlich erstmal zum Flughafen kommen. Wir haben Glück – den Flughafen Stuttgart erreichen wir in einer guten halben Stunde. Der ist überschaubar, fliegt aber trotzdem eine ganze Menge Ziele in Europa an. Für uns ist das perfekt. Wenn schon die Anfahrt zum Flughafen aber mehrere Stunden braucht, sollte man gut abwägen ob man das den Kindern zumuten kann.

Denn am Flughafen selbst beginnt oft nochmal eine ganze Menge Stress und Warterei – der Weg zum Terminal, Gepäckabgabe bzw. Check-in, Sicherheitskontrolle, Warten bis zum Boarding, Warten bis zum Abflug. Verzögerungen sind immer möglich. Am Zielort wartet dann nochmals nervige Warterei am Kofferband, je nach Reiseland bei der Passkontrolle, bei der Autovermietung…

Der Flug selbst kann dann ganz unterschiedlich verlaufen. Ich hatte auf einem Flug nach Mallorca mal einen 1jährigen dabei, der sich fast eine Stunde nur mit dem Gurt meines Sitzes beschäftigt hat. Ein anders Mal bin ich fast anderthalb Stunden mit einem quengeligen 1jährigen in der Trage im Gang herumgewippt, damit er erst einschläft und dann bitte auch nicht gleich wieder aufwacht („bitte, bitte… jetzt keine Turbulenzen… kann mich nicht setzen“).
Längeres Sitzenbleiben war bzw. ist bei meinen beiden Jungs im Kleinkindalter eine absolute Tortur. Und deshalb finde ich einen Flug grundsätzlich wesentlich besser zu meistern als eine längere Autofahrt. Zu lang darf er aber auch nicht werden. Ein Flug auf die Kanaren, z.B. nach Lanzarote, mit etwa 4 Stunden Dauer ist für mich hier die Grenze. Weniger ist umso besser. Eine Kurzstreckenflug an ein Ziel im Mittelmeer wie Ibiza oder Valencia vergeht schnell. Das gilt auch mit einem Kleinkind, was gerade nicht in Stimmung ist für viel Bespaßung.

Je älter ein Kind wird, desto spannender kann dann eine Flugreise auch werden. Mit 2 Jahren wurden die Flugzeuge auf dem Rollfeld schon ausgiebig bewundert, mit 3 Jahren war dann alles aufregend von der Gepäckabgabe bis zum Blick aus dem Fenster während des Fluges. Das ganze Drumherum kann dann die Kinder mit begeistern und macht eine Flugreise vielleicht auch etwas mehr besonders als eine Reise mit dem eigenen Auto.

Möchte man am Zielort flexibel unterwegs sein, führt an einem Mietwagen oft kein Weg vorbei. Dieser verursacht natürlich nochmal Kosten, vor allem bei Reisen mit Kleinkind. Denn für die meisten Familien reicht ein Fiat500 dann nicht aus, um alle mit Sack und Pack unterzubringen. Schön ist aber, dass die meisten Airlines es für jedes Kind ermöglichen, einen Kinderwagen und einen Autokindersitz kostenlos mitzunehmen. Am besten vorher erkundigen. Wir sind bisher meistens mit Eurowings geflogen, wo dieser Service definitiv mit dabei ist. Kindersitze ist man schnell am Sperrgepäck los und bekommt sie in der Regel am Zielort neben oder auf dem Kofferband zurück. Bei Kinderwagen haben wir schon beides erlebt – mal haben wir ihn ebenfalls am Sperrgepäck abgegeben (oft kann man dann kostenlos einen kleinen Flughafen-Buggy mitnehmen bis zum Boarding), mal durften wir ihn mitnehmen bis zum Flugzeug und erst dort beim Einsteigen abgeben.

Zusammenfassung: Reisen mit Kleinkind mit dem Flugzeug – Vor- und Nachteile

+ jedes Ziel erreichbar, Orte am Mittelmeer zum Beispiel in 2-3 Stunden Flugzeit
+ Kleinkind kann sich bewegen auf dem Flug und muss nicht nur sitzen bleiben
+ Flugreisen sind einfach spannend
+ Kinderwagen und Kindersitze können oft kostenlos mitgenommen werden

– Anreise kann stressig werden: Fahrt zum Flughafen, Warterei am Flughafen, aufregender Flug, Warterei am Zielort
– oft höhere Kosten als Anreise im eigenen Fahrzeug
– nicht umweltfreundlich

Mit Kleinkind in der Bahn – Entspannt, chaotisch, unberechenbar

Die Bahn kann für die Reise mit Kleinkind eine sehr gute Option sein. Immerhin verbindet sie große Städte mit schnellen Verbindungen, ist für Kinder unter 6 Jahren kostenlos, bietet Kinderabteile, größeres Gepäck kann problemlos mitgenommen oder separat geschickt werden. Außerdem ist die Reise mit der Bahn besonders umweltfreundlich.

Für mich selber sind meine eigenen Erfahrungen mit der deutschen Bahn allerdings so schlecht, dass ich mich diesem Unternehmen erstmal nicht mehr für längere Strecken mit Baby oder Kleinkind anvertrauen würde. Ich nutze die Bahn nur gelegentlich. Aber wenn, dann lief es bisher nur selten ohne Zugausfälle, Verspätungen oder völlig überfüllte ICEs. Dazu kommt meistens eine fehlende Barrierefreiheit in Deutschland, die das Reisen mit Kinderwagen erschwert. So war für mich vor allem eine 6-stündige Bahnreise allein mit Baby eine Erfahrung, die ich so nicht wiederholen möchte. Reisen mit der Deutschen Bahn bleibt eben unberechenbar und den Faktor „unvorhersehbare Komplikationen“ möchte ich beim Reisen mit Kleinkind immer minimieren. Deshalb gereicht es der Bahn für mich nicht zum Mittel der Wahl. Ganz abgesehen davon sind meine Reiseziele oft auch nicht gut mit der Bahn erreichbar.

Aber weil ich für das Bahnfahren mit Kind nunmal auch keine Expertin bin, verlinke ich euch den Artikel von Pia vom Lilies-diary-Blog mit 7 Tipps für eine entspannte Bahnreise mit Kindern.

Zusammenfassung: Mit Kleinkind reisen mit der Bahn – Vor- und Nachteile

+ entspanntes Reisen vor allem für lange Direktverbindungen
+ kostenlos für Kinder unter 6 Jahren
+ Bewegungsfreiheit im Zug
+ Kleinkindabteile
+ umweltfreundlich

– Umsteigen kann stressig werden
– Züge und Bahnhöfe in Deutschland oft nicht barrierefrei
– Viele mögliche Störungen (Verspätungen, Ausfälle, Zug zu voll,…)

Was denn nun? Flugzeug, Auto oder Bahn mit Kleinkind?

Welches das beste Verkehrsmittel für die Reise mit Kleinkind ist, hängt für mich vor allem vom Zielort ab und von den eigenen Vorlieben. Für ferne Ziele ist das Flugzeug mehr oder weniger alternativlos (es sei denn, Ihr habt wirklich sehr viel Zeit), aber für Nahziele in Deutschland und Europa kommen Auto oder Zug gleichermaßen in Frage. Mir selber fehlt für eine Bahreise mit Kleinkind glaub ich einfach eine Spur Gelassenheit oder Mut oder Wahnsinn oder Flexibilität (zumindest in Deutschland, in Japan zum Beispiel sähe das anders aus :-). Deshalb vertraue ich uns im Zweifel lieber den eigenen vier Reifen an.

Wie ist das bei euch? Fliegen, Zug, Auto… oder doch lieber das Wohnmobil?

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