Mallorca mit Kindern – Ja oder nein?

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Mallorca, ein Ort an dem man kaum vorbeikommt, wenn man sich von Deutschland aus mit Reisen beschäftigt. Jede und jeder hat eine Meinung zu Mallorca – egal, ob man schonmal da war oder nicht. Für manche ist Mallorca als Reisezeil ein absolutes No-Go, für andere ein zweites Zuhause. Der Ruf vom Party-Ballermann und „Malle“ begleitet das Inselchen im Mittelmeer genauso wie das Bild einer herrlichen Insel mit Traumstränden und Traumküste.

Und für Reisen mit Kindern? Ist Mallorca eine gute Wahl? Obwohl ich es selbst nicht gedacht hätte, war ich seit ich Mama bin, schon dreimal auf Mallorca. Denn die spanische Insel ist so ambivalent wie ihr Ruf. Ich fasse euch deshalb mal zusammen, was für mich für und gegen eine Reise nach Mallorca mit Kindern spricht.

Kleinkind blickt auf das Mittelmeer auf Mallorca
Blick auf das ruhige Mittelmeer in Cala Rajada

Urlaub auf Mallorca mit Kindern – Die Vorteile

Mallorca Vorteil 1: Warmes Wetter und warmes Wetter

Seit schon in den 1960er Jahren die ersten regelmäßigen Flugverbindungen von Deutschland nach Mallorca starteten, entwickelte sich der Tourismus auf der kleinen spanischen Insel unaufhörlich. Die Vorteile als ideale Ferieninsel für deutsche Urlauber waren schon damals klar: Während des Sommerhalbjahrs herrscht stabiles, warmes Badewetter. Damit lassen sich die wunderschönen Buchten, feinsandigen Strände und das klare Wasser perfekt nutzen.

Eine eigentlich beunruhigende Entwicklung aufgrund des Klimawandels wird von Urlaubern dabei auch eher positiv wahrgenommen: Das Mittelmeer wird immer wärmer. Erst im Oktober zeigt sich in der Regel eine wirkliche Abkühlung des Wassers, von Juni bis September kann man mit 24 – 27°C Wassertemperatur rechnen. Auch für einen Urlaub auf Mallorca mit Kindern sind die angenehmen Luft- und Wassertemperaturen natürlich ein Vorteil. Von Juni bis Anfang Oktober ist Badewetter beinahe garantiert.

Cala Moltó auf Mallorca bei Cala Rajada
Kristallklares Wasser in der Bucht von Cala Moltó

Mallorca Vorteil 2: Erreichbarkeit – So viele Flüge wie an kein anderes Ziel

Dazu kommt eine unfassbar gute Erreichbarkeit Mallorcas für jene, die Sonne und Wärme suchen. Nur etwa zwei Stunden dauert der Flug auf die Baleareninsel je nach Abflughafen in Deutschland.

Die Auswahl an Flügen nach Mallorca ist heute gigantisch groß. Anfang Oktober starteten zum Beispiel allein ab Stuttgart und nur von Eurowings sieben Flüge täglich nach Mallorca. Im Winterhalbjahr reduzieren die Airlines ihre Flüge auf die Insel, trotzdem kann man auch im Winter täglich aus mehreren Flügen nach Mallorca wählen. Die Chance, dabei sehr günstig zu fliegen, ist bei etwas Flexibilität sehr hoch.
So können zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern, die noch nicht auf Schulferien angewiesen sind, vergleichsweise günstig in die Sonne fliegen.

Wer ganz viel Zeit hat, kann natürlich auch mit dem eigenen Auto anreisen. Zum Beispiel ab Toulon (bei Marseille) und ab Barcelona schippern Fähren direkt nach Mallorca.

Mallorca Vorteil 3: Größte Auswahl an Unterkünften

Mit dem Tourismus wuchs auf Mallorca auch die Zahl der Unterkünfte. Heute sind es nicht mehr nur häßliche Bettenburgen, zwischen denen man wählen kann. Auf Mallorca findet eigentlich jeder die Unterkunft, die zu den eigenen Wünschen passen. Bei der riesigen Auswahl an Unterkünften von Ferienwohnungen, Fincas bis hin zum All-inclusive-Hotel mit Wasserbadepark ist für alle etwas dabei. Auch was Budget und Qualität angeht.

Mallorca Vorteil 4: Hervorragende Reiseinfrastruktur

Mallorca zu bereisen stellt niemanden vor große Herausforderungen. Mit dem Tourismus wuchs auch die Infrastruktur, Mallorca ist organisiert bis ins Kleinste. Das fängt am Flughafen an – dem drittgrößten Spaniens. Ich hab in den letzten Jahren selten einen Flughafen erlebt, wo vom Koffer-abholen bei der Ankunft bis zur Sicherheitskontrolle beim Abflug alles so reibungslos ablief. Zeit braucht man hier vor allem für die langen Laufstrecken, aber beim Check-in waren zehn Schalter offen und bei der Sicherheitskontrolle braucht man keinen Rucksack ausräumen. Alles sehr zeitsparend.

Den Schlüssel für einen Mietwagen kann man am Flughafen meist am Automaten abrufen und auch der Startpunkt für den Bustransfer zum Hotel, den ich beim letzten Mal gebucht hatte, war leicht zu finden. Unser äußerst komfortabler Reisebus zuckelte uns dann superpünktlich zum Ziel im Nordosten Mallorcas.

Auf der Insel selber zieht sich eine aussagekräftige Beschilderung über das gesamte Straßennetz. Für viele Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele auf Mallorca lassen sich Tickets im Voraus online buchen. Und natürlich kommt man überall mit Englisch und selbst mit Deutsch zurecht – vom Restaurantmenü bis hin zu Führungen an Sehenswürdigkeiten.

Mallorca Vorteil 5: Tolle Ausflugsmöglichkeiten für Familien

Selbst wenn das Mittelmeer einmal nicht zum Baden einlädt, finden sich auf Mallorca spannende Aktivitäten mit Kindern von guter Qualität, zum Beispiel das Palma Aquarium oder die Höhlen von Artá.

Unseren Ausflügen mit Kindern auf Mallorca habe ich einen eigenen Artikel gewidmet.

Mallorca Vorteil 6: Mallorca ist einfach schön!

Was man Mallorca vor allem nicht absprechen kann, ist die Schönheit seiner Landschaft. Vor allem seiner Küste mit Steilküsten und verborgenen Buchten, kristallklarem Wasser und tollen Sandstränden. Im Inneren der Insel beeindruckt vor allem das Tramontana-Gebirge im Nordwesten. Und auch die traditionellen Örtchen, wo es sich bummeln und gut essen lässt, locken Touristen zu einem noch etwas ursprünglicheren Mallorca.
Vor allem bei diesem Punkt könnte ich wirklich nie wiedersprechen. Mallorca IST ein wunderschönes Fleckchen Erde, auch heute noch und trotz des Übertourismus.

Mehr Inspiration zu Mallorcas herrlicher Landschaft findet Ihr hier in meinem Fotoartikel zu Mallorca.

Landschaft von Mallorca bei Cala Agulla (Cala Rajada)
Herrliche Küste bei Cala Agulla im Nordosten Mallorcas

Urlaub auf Mallorca mit Kindern – Die Nachteile

Mallorca Nachteil 1: Overtourism – Es ist einfach viel zu viel.

Der massive Tourismus auf Mallorca bringt was Reisekomfort angeht viele Vorteile. Für die Insel selber aber ist er gleichzeitig der größte Nachteil. Mallorca umfasst eine Fläche von gerade mal 3,6 km², was etwa 1,5 mal dem Saarland entspricht. Auf diese kleinen Fläche reisten im Jahr 2024 etwa 13,5 Millionen Touristen, davon etwa 5 Millionen aus Deutschland. Etwa 1 Million Menschen leben auf Mallorca. Man ist dort also zumindest während des Sommerhalbjahres hauptsächlich von anderen Urlaubern umgeben.

Und diese Zahlen sind einfach krass. Kein Ort auf der Welt verzeichnet derartige Zahlen an Touristen im Vergleich zu Fläche und Einwohnerzahl. Wäre Mallorca ein Land, wäre es das meistbereiste der Welt.

Cala Agulla, Mallorca, im August mit vielen Touristen
Viel los im Oktober am herrlichen Strand Cala Agulla auf Mallorca – Hier sind es fast ausnahmslos Touristen aus Deutschland

Kein Wunder, dass Einheimische inzwischen jedes Jahr zum Beginn der Saison auf die Barrikaden gehen und die Urlauber auffordern: „¡No vengáis!“ – „Kommt nicht!“. Andere Industriezweige (Landwirtschaft, Textil, Kunsthandwerk) wurden inzwischen vom Tourismus auf Mallorca stark zurückgedrängt. Wohnraum für Einheimische wird knapp, weil so viel als Ferienwohnung vermietet oder an Ausländer verkauft wird. Der Verbrauch an Trinkwasser ist kritisch hoch. Müll wird endlos produziert. Und insgesamt verliert das Inselchen im Mittelmeer immer mehr seine Identität, weil inzwischen an den meisten (Küsten)-Orten einfach alles auf Touristen ausgelegt ist.

Manche von Mallorcas schönsten Flecken – wie das Cap Formentera im Norden – sind während der Hauptsaison vor lauter Touristen praktisch nicht erreichbar. Ich hab es vor zwei Jahren Anfang Oktober probiert zum Cap zu fahren und musste wenige Kilometer vor dem Ziel umkehren wegen Endlos-Stau. Damals ist mir das ganze Ausmaß des Tourismus-Wahnsinns auf Mallorca erst richtig bewusst geworden.

Mallorca Nachteil 2: Bin ich hier wirklich in Spanien?

Eigentlich ein Symptom des massiven Tourismus ist es, dass man sich auf Mallorca oft kaum fühlt, als wäre man im Ausland unterwegs. Für mich, die ich die spanische Sprache sehr liebe und gern spreche, ist es auf Mallorca oft schwierig überhaupt einen Gesprächspartner zu finden. Sämtliches touristisches Personal spricht völlig selbstverständlich Englisch und oft auch Deutsch. Das ist kein reines Mallorca-Phänomen, aber hier einfach nochmal extremer als an anderen touristisch stark frequentierten Orten wie den Kanaren oder Costa Rica.

Oder man trifft gleich Personal mit deutschem Migrationshintergrund – im Restaurant, bei der Autovermietung, an der Hotelrezeption. Mallorca ist eben für viele Deutsche nicht nur Urlaubsziel für eine Woche, sondern auch Lebensmittelpunkt und Arbeitsort. Als Mallorca-Reisender muss man die Authentizität der Balearen inzwischen ziemlich suchen.

Hinzu kommen volle Strände und volle Orte, in denen man – außer vielleicht mal am Wochenende – so gut wie nur von ausländischen Touristen umvölkert ist. Am herrlichen Strand Cala Agulla im Nordosten beispielsweise hört man praktisch ausschließlich die deutsche Sprache.

Natürlich blickt die spanische Seele noch überall durch, vor allem in Dörfern im Inland. Aber vor allem in den Küstenorten flaniert man durch eine künstliche Welt, allein für Touristen geschaffen.

Fazit Mallorca mit Kindern – Eine Reise wert?

Im Grunde fühle ich mich auf Mallorca nicht so wohl wie in anderen Ecken Spaniens, Galizien zum Beispiel, Kanareninseln wie Lanzarote und La Palma oder selbst Mallorcas Nachbarinsel Ibiza. Es ist einfach zu viel Tourismus, zu viel Deutsch.

Warum war ich nun also trotzdem schon 3mal dort mit Kindern? Für uns als Kernfamilie würde Mallorca als Reiseziel nie in Frage kommen, aber ich verreise auch immer wieder mit den Kinden und meinen Eltern. Und in dieser Konstellation und vor allem für meine Eltern kommt kaum ein Reiseziel an Mallorca heran. Meine Eltern haben überhaupt kein Problem damit, sich zwischen vielen Deutschen wiederzufinden. Stattdessen genießen sie es, dass man ihre Sprache versteht und sie sich trotzdem an einem so schönen Ort am warmen Mittelmeer befinden – mit genug touristischer Infrastruktur drumherum, um sehr gut zurecht zu kommen. Für mich ist Mallorca dann ein Kompromiss, um mit den Kindern und ihren Großeltern Badeurlaub zu machen und gleichzeitig Zeit für mich zu finden – vor allem für mein liebstes Hobby, das mich immer wieder auch ans Mittelmeer führen wird: das Tauchen.

Reist man nach Mallorca, wird man natürlich automatisch Teil der wahnsinnigen Tourismus-Maschinerie und sollte sich dessen bewusst sein. Oder ist es besser gar nicht mehr nach Mallorca reisen? Vielleicht. Doch an vielen anderen Orten der Welt zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Der Tourismus verändert Orte, kann Wohlstand schaffen und Bewusstsein für soziale und ökologische Probleme, aber auch wertvolle Tradition und Landschaft zerstören.

Wichtig ist es, sensibel zu sein. Es hilft lokale Einrichtungen zu nutzen, z.B. also auch mal einheimisch zu essen statt nur am Hotelbuffet. Sparsam mit Wasser und anderen Ressourcen umzugehen. Müll angemessen zu entsorgen. Die Menschen und die Umwelt vor Ort mit Respekt zu behandeln.

Doch ob die Vorteile einer Reise nach Mallorca überwiegen oder ob einen der Übertourismus eher abschreckt, muss jede Familie letztlich selbst entscheiden.

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